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#Mission Mut 2018 Interview mit Tiffany Eisenbarth

Tiffanys Herzklopfen

Beethoven und Beyonce - Herzpatientin Tiffany Eisenbarth mag beide Musikrichtungen.

Tiffany Eisenbarth kam mit mehrfachen Herzfehlern auf die Welt. Vier Monate nach ihrer Geburt wurde sie am Deutschen Herzzentrum München erstmals operiert, zwei weitere OPs folgten. Ihr Herz schlug weiter und bald darauf vor allem für die Musik. Mit fünf Jahren begeistert ihr Klavierspiel zum ersten Mal ein Publikum. Mit verschiedenen Ängsten habe sie im Laufe ihres Lebens zu kämpfen gehabt, sagt die inzwischen 19-Jährige. Mut sei deshalb ein zentrales Thema in ihrem Leben – auf allen Ebenen.

Tiffany, Du bist mit Herzfehlern geboren. Heute stehst Du auf der Bühne und gibst Konzerte. Das ist bemerkenswert, aber für Dich steckt noch mehr dahinter.

Tiffany Eisenbarth: Ich denke, für mich ist das bemerkenswerter als für andere, weil ich mich aufgrund meines Gesamtbildes und meiner Kindheitserfahrungen, neben den Operationen häufig auch Ausgrenzung und Mobbing, immer noch schwer tue, mit anderen Menschen im direkten Kontakt zu sein. Das Klavier ist sozusagen mein Ausdrucksmittel und ein Weg, um mit Menschen in Verbindung zu kommen und mein Leben über die Musik mit ihnen zu teilen.

Fühlst Du Dich deshalb besonders mutig?

Tiffany Eisenbarth: Ja, ich fühle mich schon sehr mutig, weil ich bei jedem Auftritt meine Angst, nicht angenommen oder als behindert behandelt zu werden, überwinden muss. Auch wenn es seit langer Zeit nicht mehr passiert ist. Die Angst ist trotzdem noch da.

Wie reagieren die Menschen auf Dich, wenn sie von Deinem Herzfehler erfahren und Dich dann am Klavier erleben?

Tiffany Eisenbarth: Ich glaube, dass sie mich für mutig halten, weil sie oft denken, dass ich aufgrund meiner Erscheinung sehr hilfsbedürftig bin und sich dann wundern, wenn ich am Klavier sitze und meine Stücke spiele. Das ist für viele überraschend und sie bewundern mich dann. Wenn ich von meinem Herzfehler erzähle, sind die meisten Menschen eher beeindruckt, weil sie es toll finden, dass ich drei Operationen geschafft habe und trotzdem ein weitgehend normales Leben führe.

Hast Du vor deinen Auftritten Herzklopfen? Ist das gefährlich für Dein Herz?

Tiffany Eisenbarth: Ja, ich habe meistens Lampenfieber, weil es mich noch immer Überwindung kostet, mich vor Menschen zu präsentieren und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Für mein Herz ist das nicht gefährlich - zumindest nicht körperlich.

Vor welchem Auftritt warst Du besonders aufgeregt?

Tiffany Eisenbarth: Bei einem Schulkonzert. Ich dachte, dass die Lehrer eventuell vermuten, dass ich mich in den Vordergrund dränge. Aber ich habe die Angst überwunden und dennoch gespielt, und danach eine super positive Resonanz bekommen. Also war die Angst eigentlich völlig umsonst. Bei meinem ersten Auftritt in einer Einrichtung am Deutschen Herzzentrum München hatte ich Herzklopfen, weil ich nicht wusste, ob die Eltern der herzkranken Kinder in ihrer angespannten Lage überhaupt Musik hören wollten. Nun spiele ich seit fast zwei Jahren jede Woche dort und alle finden es toll.

Wie hilft Dir die Musik, um mit Deiner Erkrankung umzugehen?

Tiffany Eisenbarth: Die Musik war für mich wie eine Therapie. Sie hat mir geholfen, viele Ängste zu überwinden und mehr Selbstwert zu gewinnen. Und sie ist eine Verbindung zu anderen Menschen, bei der ich auf gleicher Augenhöhe bin und nicht als anders bewertet werde.

Herzkindern und ihren Eltern kann Dein Werdegang neuen Mut schenken. An welche Schlüsselmomente Deines Lebens erinnerst Du Dich?

Tiffany Eisenbarth: Aus medizinischer Sicht waren meine Operationen Schlüsselerlebnisse, die mich dazu bewegt haben anderen zu helfen, die dasselbe erleben. Deshalb spiele ich jede Woche ehrenamtlich einer Einrichtung für die Eltern und Geschwister der kleinen Herzpatienten. Musikalisch begann mein Weg schon mit zwei Jahren, als ich das Klavier für mich entdeckte und ab diesem Zeitpunkt nie mehr losgelassen habe. Meine erste Klavierlehrerin sagte, ich sei ein „Wunderkind“ und wollte mich schon mit drei Jahren auf die Bühne bringen. Aber zum Glück stand ich nie unter Leistungsdruck und konnte so meinen eigenen Weg finden, der dann zwar auch auf die Bühne führte, aber verbunden mit einem eher sozialen Zweck, der mir mehr entspricht und auch anderen Mut geben kann. Ich habe gelernt, dass es mir wichtig ist, mit Menschen zu leben und zu arbeiten, die mich so akzeptieren wie ich bin und auch meine Gedanken und Gefühle teilen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Wegen einer vierfachen Fehlbildung am Herzen (Fallot-Tetralogie) wurde Tiffany am Deutschen Herzzentrum München behandelt. Dort wurde ihre unter anderem eine Herzklappe per Katheter eingesetzt. Ein solcher Eingriff hatte bei Herzpatienten zuvor nur zweimal stattgefunden.

Neben ihren Auftritten im McDonald Haus kann man Tiffany auch bei Sommerfesten, Hochzeiten oder im Pianisten-Club im Steinway-Haus live erleben. Am liebsten spielt sie „River flows in you“, ein Klavierstück des südkoreanischen Komponisten Yiruma. Tiffany hört gerne Mozart, Bach und Chopain, aber auch die Hits der Sängerinnen Beyonce und Adele. Ab Herbst 2018 will sich Tiffany ganz der Musik zuwenden und sich mit ihrem Klavierspiel und weiteren Aktivitäten für das Thema Inklusion engagieren.

Am 24. Mai 2018 hat Tiffany bei Eva Lugingers Schlagernacht in Velden ihren ersten großen Auftritt. Sie begleitet Schlagersängerin Eva Luginger zu einem ihrer Songs auf dem Keyboard.

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